Die zehn Gebote im Yoga

Woran glauben wir und glauben wir überhaupt an etwas? Glauben bedeutet Vertrauen, sich auf etwas zu verlassen und das Herz zu öffnen. Der Glaube bindet sich meist an eine Religion. Yoga ist keine Religion, doch können wir in dieser Philosophie durchaus Glaubensansätze und Gebote (Yamas, Niyamas) finden.

Die Yamas und Niyamas aus dem Yoga Sutra sind Verhaltensempfehlungen für das Leben mit sich und anderen und sollen dem Yogi helfen klar, ruhig, entspannt und gutmütig zu werden, um damit dem expandierenden Bewusstsein gerecht zu werden.

Ursprünglich stammen diese Gebote zwar aus dem Hinduismus, doch bei näherer Betrachtung fallen zahlreiche Gemeinsamkeiten mit anderen Weltreligionen wie dem Christentum, dem Islam und dem Judentum auf. Aufgrund der Tatsache, dass Yogis davon ausgehen, dass es ein universelles Prinzip gibt, welches alle Lebewesen verbindet, wird klar, dass die großen Religionen allesamt zu ähnlichen Erkenntnissen gelangen.

Yamas – Gebote des Miteinander

Zunächst werden die 5 Yamas erwähnt, die Eigenschaften im Umgang mit anderen. Es geht um ein Miteinander welches der Yogapraxis förderlich ist und im Einklang mit dem Ziel des Yoga steht:

ahiṁsā = nicht verletzen, Gewaltlosigkeit
satya = Wahrhaftigkeit, die Wahrheit sagen, nicht lügen
asteya = nicht stehlen, kein Diebstahl
brahmacarya = im Bewusstsein Gottes handeln, Mönch-Sein, das Zölibat leben, Enthaltsamkeit
aparigrahāḥ = Unbestechlich sein, nicht Horten, Anspruchslos sein, Besitzlosigkeit

Niyamas – Gebote für sich selbst

Bei den Niyamas geht es darum, wie man mit sich selbst im yogischen Sinne gut zurecht kommt. Das heißt, was wir konkret tun können um mit uns selbst ins Reine zu kommen, um in Frieden und Harmonie zu leben und die Einheit zu erkennen. Genau wie die Yamas können wir auch die Niyamas wie eine Checkliste benutzen, um immer wieder zu prüfen, ob wir uns in unserem Alltag danach ausrichten. Die Niyamas sind im Einzelnen:

śauca = Reinheit, Sauberkeit, Klarheit
saṁtoṣa = Zufriedenheit, Bescheidenheit
tapaḥ = Askese, Selbstdisziplin, inneres Feuer
svādhyāya = Selbststudium, lernen von sich selbst, Reflexion
īśvara = der persönliche Gott, das Göttliche mit Eigenschaften
praṇidhānāni = Hingabe, Vertrauen, Demut
īśvara-praṇidhānāni = Hingabe an Gott, Gottesvertrauen

Die Yamas und Niyamas bilden also ein starkes moralisches und ethisches Fundament. Wichtig ist, mit ihnen zu experimentieren, so dass wir unsere Verhaltensmuster, unsere sozialen und kulturellen Werte und unsere innere Natur verstehen. Experimentieren bedeutet, diese hohen Ideale und Werte in unserer Entscheidungsfindung zu nutzen und zu versuchen, innere und äußere Konflikte damit zu lösen.